Kölner Gesellenstücke 2018


Der Abschluss und Höhepunkt der Ausbildung zur Tischlerin/zum Tischler besteht in der Planung und dem Bau des Gesellenstücks. Die Auszubildenden stellen mit dessen Anfertigung die besonderen Fähigkeiten unter Beweis, die in der Ausbildung erworben wurden. Sie sollen dadurch zeigen, dass beispielsweise Maschinen sach- und fachgerecht eingesetzt und logisches und praktisches Denken angewendet wird. Das Gesellenstück wird innerhalb von 100 Arbeitsstunden im Ausbildungsbetrieb gefertigt und vom Prüfungsausschuss bewertet und benotet.

Die Gute Form 2018 - Preisträger


Die Preisträger des Wettbewerbs 2018

Die Jury des Jahres 2019 hat einen ausgewiesen fachlichen, aus dem Schreinerhandwerk stammenden Hintergrund. Sie hat sich der Prämierung mit großem Ernst und von der handwerklichen Seite her genähert.
Dabei hat sich ergeben, dass in diesem Jahr kein erster Preis vergeben wird. Da wir in Köln den Wettbewerb nicht als Auszeichnung des Klassenbesten verstehen, sondern als Anerkennung für außergewöhnliche Leistungen auf dem Gebiet der Gestaltung von Tischlerarbeit, kann dies durchaus vorkommen. Auch wenn etliche Stücke die Jury angesprochen haben, war keines dabei, das sich für einen ersten Preis empfohlen hat. Daher gibt es neben drei Belobigungen zwei dritte Preise und einen zweiten Preis.

Mitglieder der Jury:

  • Thomas Elbracht (Berufskolleg Ulrepforte)
    Tischlermeister, langjährige Berufserfahrung als Tischler, z.Zt. Werkstattlehrer in der Berufsschule für Holz und Bau, Dozent im Bereich CAD und Meisterausbildung, Fachautor, Erfahrungen als Berufsschullehrer in Westafrika.
  • Winfried Heuser-Thielen (Berufskolleg Ulrepforte)
    Tischlermeister, langjährige Berufserfahrung als Tischler, z.Zt. Werkstattlehrer in der Berufsschule für Holz und Bau und selbstständige Tätigkeit im Bereich der Fertigung von Einzelmöbeln und Innenausbau.
  • Elisabeth Althoff (Berufskolleg Ulrepforte)
    Tischlergesellin, Dipl. Architketin, Studium Berufsschullehramt Holztechnik & Hochbautechnik sowie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Gebäudetechnologie an der RWTH Aachen, z.Zt. Referendarin an der Berufsschule für Holztechnik und Hochbautechnik.
  • Susanne Bayer (Berufskolleg Ulrepforte)
    Tischlermeisterin, langjährige Berufserfahrung als Tischlerin, z.Zt. Werkstattlehrerin an der Berufsschule für Holz und Bau, Mitglied im Verein Angewandte Kunst Köln, verschiedene Ausstellungen selbst gestalteter Möbel.
  • Ulrike Schroten (Berufskolleg Ulrepforte)
    Tischlerin, Studium der Bau- und Holztechnik in Aachen, z.Zt. Lehrerin am Berufskolleg Ulrepforte, seit 2000 im Prüfungsausschuss der Tischler-Innung Köln tätig.

Jacek Loos
Sideboard

Ausbildungsbetrieb:
Büchau & Krause GbR

Begründung der Jury:
Es gibt Möbel, die so zurückhaltend sind, dass sie zunächst gar nicht auffallen, ja, dass sogar eine Mehrzahl von Jurymitgliedern zunächst achtlos an ihnen vorbeigeht. Bis irgendein aus dem Augenwinkel erkennbares Detail zu einem zweiten, jetzt deutlichen Hinsehen verführt. Etwas scheint in diesem dunklen Kasten zu leuchten, auch wenn er von außen grau ist, wie die berühmte Katze in der Nacht. Dann öffnen sich die Schubkästen und ein sonst als eher gewöhnlich wahrgenommenes Holz, das seit Generationen von schwedischen Möbelhäusern zu ordinären Regalen degradiert wird, entfaltet sich zu einem strahlenden, feurigen Licht. Hier ist im Wortsinn mehr Sein als Scheinen. Das allein würde den Preis schon rechtfertigen. Aber es soll nicht unerwähnt bleiben, dass selbst bei einem Sideboard, das mutmaßlich an der Wand steht, eine Rückwand so konstruiert werden kann, dass auch diese Ansicht ein Hingucker ist.
Das ist ein feines Möbel.
Herzlichen Glückwunsch, Jacek Loos!

Oliver Koch
Schreibtisch / Zeichentisch / Esstisch

Ausbildungsbetrieb:
Lutz Röhrig

Begründung der Jury:
Materialien zu kombinieren ist stets eine besondere Herausforderung, erfordert es doch ein sich Einlassen auf unterschiedliche Qualitäten. Diesen gerecht zu werden, und dabei ein stimmiges Ganzes zu erzeugen, ist ein schwieriges Unterfangen. Dabei weisen bereits Massivholz und Holzwerkstoffe verschiedene Ansprüche auf. Zu diesen noch Metall hinzuzufügen, es in gestalterischer und konstruktiver Hinsicht harmonisch einzugliedern, ist eine Leistung, die hier besonders gewürdigt wird. Wer dann noch beim Thema Zeichnen an eine schräg verstellbare Platte denkt, womöglich also auch an Papier und Stift, nicht an Display und Maus, verdient einen Preis.
Herzlichen Glückwunsch, Oliver Koch!

Jan Friedrich Passavanti
Esstisch

Ausbildungsbetrieb:
Tischlerei Matthäus & Busch GmbH

Begründung der Jury:
Ein Esstisch steht am Beginn menschlicher Kultur. Die Nahrung nicht mehr vom Boden zu verschlingen, sondern sie davon abzuheben, sie erst anzurichten, bevor man sie verspeist, ist ein Quantensprung in der Geschichte des Homo Sapiens. Daher ist das Schaffen von Platz für viele an einem Tisch eine feine, eine große Leistung. Gerade heute. Wenn viele Menschen zu Dir möchten, baue nicht höhere Zäune, sondern größere Tische, so heißt es. Dieser hier ist fein durchdacht und konstruiert, die Auswahl des massiven Holzes, wie auch seine Konstruktion, belegen eine sichere Hand. Ein im besten Sinne konservativer Entwurf.
Unseren Glückwunsch an Jan Friedrich Passavanti!

Julia Wenninger
Balance

Ausbildungsbetrieb:
mcm design, Martin Clemens Müller

Begründung der Jury:
Erwartungen erfüllen? - nein!
Stabile Standfläche? - nein!
Ergonomische Norm? - nein!
Glatt? - nein!
Klassisch? - nein!
Zurückhaltend? - nein!
So bin ich nicht!
Zum Schreiben, Zeichnen, Malen, Lesen sitze oder knie ich auf einem Kissen auf dem Boden.
Bin ich aufrecht und in meiner Balance, ist es mein Arbeitsplatz auch.
Will ich mich etwas bewegen oder schaukeln, geht mein Schreibtisch mit mir.
Manchmal hängen wir beide auch ganz entspannt schief - immer hat die Arbeitsfläche die perfekte Ausrichtung zu mir.
Wir leuchten gemeinsam von innen ...und duften nach Heu.
Schwingend - persönlich - lebendig ....ein bewegtes und bewegendes Konzept!
Danke dafür, Julia Wenninger!

Christian Schmitz
Regal

Ausbildungsbetrieb:
Frank Stexkes

Begründung der Jury:
Farbliche Kontraste können sehr reizvoll sein, zumal, wenn sie sich konstruktiv spiegeln. Hier stoßen schlichte Plattenbaukuben auf feine Rahmenkonstruktionen aus massivem Holz. Das ist sehr interessant. Man könnte über das stimmige Verhältnis der gewählten Proportionen nachdenken, aber keineswegs über den besonderen Charme, der sich nicht zuletzt im feinen Understatement widerspiegelt, ein solch vornehmes, fein ziseliertes Möbel einfach "Regal" zu nennen.
Glückwunsch an Christian Schmitz!

Mohammed Akash
"Alternation" Sekretär "Motion"

Ausbildungsbetrieb:
Emmanuel Robert

Begründung der Jury:
Wenn man zwei Parallelogramme in umgekehrter Ausrichtung hintereinander platziert, ergibt sich im Raum eine Torsion, das Möbel beginnt, sich zu drehen. Dieser Drehung dann noch in den Einzelelementen Ausdruck zu geben, führt zu einer besonderen Art von Sekretär. Über seine Funktionalität mag man mit Fug streiten, auch die handwerklichen Details sind nicht überall ausgereift, aber dafür gibt es Mut und Witz im Überfluss.
Eine Gratulation an Mohammad Akash!

Moderation


Hauke Schmidt (Bauhandkunstwerk)
Tischlermeister, Holzgestalter, Bauleiter, freiberufl. Ausbilder im Tischlerhandwerk, Lehrlingswart der Tischler-Innung Köln

Organisation


Ingrid Pech
Geschäftsführerin Tischler-Innung Köln

Katarzyna Wawrzaszek
Tischler-Innung Köln