Der Abschluss und Höhepunkt der Ausbildung zur Tischlerin/zum Tischler besteht in der Planung und dem Bau des Gesellenstücks. Die Auszubildenden stellen mit dessen Anfertigung die besonderen Fähigkeiten unter Beweis, die in der Ausbildung erworben wurden. Sie sollen dadurch zeigen, dass beispielsweise Maschinen sach- und fachgerecht eingesetzt und logisches und praktisches Denken angewendet wird. Das Gesellenstück wird innerhalb von 100 Arbeitsstunden im Ausbildungsbetrieb gefertigt und vom Prüfungsausschuss bewertet und benotet.

Nach intensiver und kontrovers geführter Diskussion sind die Mitglieder der Jury darin übereingekommen, zwei Auszeichnungen und drei Belobigungen zu vergeben. Bei beiden Auszeichnungen handelt es sich um erste Preise. Auf die Vergabe von zweiten und dritten Plätzen wurde bewusst verzichtet. Zu einem kleinen Teil ist dies dem Unterschied in der gestalterischen Kompetenz der vorgestellten Stücke geschuldet. Wesentlicher ist jedoch, dass die prämierten Möbel (und die Jury betrachtet auch die belobigten Stücke als prämiert) so unterschiedlich in Form, Gestalt und vor allem Zweck sind, dass der Jury eine Abstufung in erste, zweite und dritte Plätze sinnlos erschien. Es gibt zwei herausragende Stücke, die ausgezeichnet werden, und drei, an denen einzelne Details, Entwicklungen oder Konzepte auf eine Art und Weise umgesetzt sind, dass dort Ansätze hervorragender Gestaltung erkennbar sind. Daher erhalten diese eine Belobigung der Jury, verbunden mit dem Wunsch und der Hoffnung, die Gestalter mögen sich weiter und tiefer mit der Materie beschäftigen.

Mitglieder der Jury:

  • Heinz Fink (BM Konradin Verlag)
    Schreinermeister, Staatl. geprüfter Holztechniker Fachrichtung Möbel- und Innenraumgestaltung, Gestalter, Redakteur bei BM - Fachmagazin für Innenausbau, Möbel, Bauelemente - für die Bereiche Aus- und Weiterbildung und Gestaltung, Mitglied im Ausschuss Formgebung beim Landesverband Schreiner Baden-Württemberg.
  • Klemens Grund (klemens grund)
    Tischlermeister, Meisterdesigner, Träger des Staatspreises NRW-manufactum 2015, Dozent im Fach Entwurf an der Akademie für Handwerksdesign Aachen, eigenes Gestaltungsbüro in Köln.
  • Franz Klein-Wiele (Peter Behrens School of Arts / HS Düsseldorf, Tischlermeister)
    Gestalter im Handwerk, Studium an der Handwerksakademie Münster, Fakultäten Architektur und Design, Träger des Staatspreises Holz NRW-manufactum 2001, Gestalter im Handwerk, Studium an der Handwerksakademie Münster.
  • Anita Nowak (raum.4, Anita Nowak, Henning Schäle GbR)
    Meisterdesignerin, Keramikmeisterin, Studium an der Akademie für Handwerksdesign Aachen, geschäftsführende Tätigkeit im Kölner Planungsbüro raum.4 seit 2001.
  • Nina Ruthe-Klein (Dipl. Des. Nina Ruthe-Klein)
    Studium Grafik- und Produktdesign in Krefeld, eigenes Design-Studio in Köln, Dozentin an der ecosign Köln für das Fach Formsprache, Arbeitsschwerpunkt dreidimensionales Design und Forschungsarbeit zum Thema Material,  Preisträgerin des German Design Award 2016, Vorstandsmitglied bei KölnDesign e.V.

Marielle Klahold
Schallplattenmöbel

Ausbildungsbetrieb:
Tischlerei Schwarz

Begründung der Jury:
Zwei Dinge sind herausragend bei diesem Möbel: Zum einen der sichere Umgang mit den verschiedenen Materialien, wovon eines den Urstoff des Tischlereihandwerks darstellt, das andere ein hochmoderner Kunst-Stoff im wörtlichen Sinne ist. Das andere ist die Entwicklung handwerklicher Details - hier insbesondere der Griffsituation eines Schubkastens - bei der selbst die Mitglieder der mit allen designerischen Wassern gewaschenen Jury zugeben mussten, so etwas noch nicht gesehen zu haben. Entwerferisch eine Referenz an die Phonomöbel von Dieter Rams findet hier eine handwerkliche Weiterentwicklung auf sehr hohem Niveau statt.
Es ist sicherlich überlegenswert, ob die sehr statische, beinahe beamtische Starrheit der Stehlenform noch zugunsten einer dynamischen Gestaltung weiter entwickelt werden kann. Dennoch handelt es sich hier um einen feinen Entwurf, der einer solchen Auszeichnung sicher würdig ist. Bravo.

Georg Willig
Tisch

Ausbildungsbetrieb:
Technische Hochschule Köln

Begründung der Jury:
Ein Tisch ist ein Tisch. Seine Funktion erfüllt er im Abheben der Dinge vom Boden. Bei den Shakern heißt es: Don't make something unless it is both, necessary and useful. But if it is both necessary and useful, don't hesitate to make it beautiful. Hier ist es passiert: Ein notwendiges und nützliches Möbel ist schön geworden, auf eine feine Art. Der Nützlichkeit des Tisches sind 3 Schubkästen hinzugefügt. Und es ist die Farbgebung, an der man hängen bleibt. Man kann 4 Grüntöne merkwürdig finden oder cool, unberührt lassen sie einen nie. Wenn dann noch die Griffe auf eine so organische Art platziert werden, ist das Werk gelungen, sehr, sehr gelungen.

Jan Vincent Grüwell
Tribok

Ausbildungsbetrieb:
Westdeutscher Rundfunk

Begründung der Jury:
Bei diesem Möbel geht es um einen wild geführten Kampf mit der Statik. Was braucht ein Tisch eigentlich zum Aufrecht stehen? Die Jury würdigt den Mut des Entwerfers, sich mit einem Thema zu befassen, das bei Schreinern und Tischlern eher selten zur Geltung kommt. An den Materialquerschnitten und der Sauberkeit der Ausführung mag noch Manches weiter entwickelt werden, aber Wucht und Kraft der Erscheinung sind hinreißend. Ein Lob dafür.

Charlotte Kortmann
Lounge Chair

Ausbildungsbetrieb:
MANUFACT GmbH

Begründung der Jury:
Sitzgelegenheiten gelten als die Königsklasse des Möbelentwurfs. Ein Stuhl mag eine noch größere Herausforderung darstellen als ein Polstermöbel, aber dafür benötigt der Gestalter hier eine andere, nicht zu unterschätzende Qualität: Die Abstimmung und Einfügung mit den Arbeiten anderer Gewerke, hier eines Polsterers, so, dass sich diese nahtlos in den Entwurf einfügt und zu einem runden Gesamteindruck führt, ist ebenfalls eine besondere Leistung. Und der Sessel ist zweifelsfrei aus einem Guss. Man kann sich eine größere Öffnung zum "Besitzer" hin vorstellen, die noch einladender wäre als die doch sehr parallel geführten Armlehnen, aber auch so verdient das Stück ein besonderes Lob.

Philip Wallossek
"Vielfach"

Ausbildungsbetrieb:
Comes Tischlerei

Begründung der Jury:
Modular aufgebaute Möbel sind ein stetig wiederkehrendes Thema bei Gesellenprüfungen. Und das Thema ist ausgesprochen anspruchsvoll und schwierig, wenn man sich ihm von handwerklicher Seite aus nähern möchte. Umso rührender ist es, wenn dabei ein Ansatz herauskommt, der tatsächlich beide Aspekte, Handwerk und Serie in Verknüpfung bringt. Wenn also die doppelte oder Schmetterlingsschwalbe zu einem variabel lösbaren Verbinder wird. Auch hier erscheinen die Plattenstärken als zu voluminös für die Fächergrößen, dennoch ein wunderbarer Ansatz