Kölner Gesellenstücke 2019


Der Abschluss und Höhepunkt der Ausbildung zur Tischlerin/zum Tischler besteht in der Planung und dem Bau des Gesellenstücks. Die Auszubildenden stellen mit dessen Anfertigung die besonderen Fähigkeiten unter Beweis, die in der Ausbildung erworben wurden. Sie sollen dadurch zeigen, dass beispielsweise Maschinen sach- und fachgerecht eingesetzt und logisches und praktisches Denken angewendet wird. Das Gesellenstück wird innerhalb von 100 Arbeitsstunden im Ausbildungsbetrieb gefertigt und vom Prüfungsausschuss bewertet und benotet.

Die Gute Form 2019 - Preisträger


Die Preisträger des Wettbewerbs 2019

Die Jury des Jahres 2019 hat einen ausgewiesen fachlichen, aus dem Schreinerhandwerk stammenden Hintergrund. Sie hat sich der Prämierung mit großem Ernst und von der handwerklichen Seite her genähert.
Dabei hat sich ergeben, dass in diesem Jahr ein Erster Preis, ein Zweiter sowie zwei Dritte Preise vergeben werden. Da wir in Köln den Wettbewerb nicht als Auszeichnung des Klassenbesten verstehen, sondern als Anerkennung für außergewöhnliche Leistungen auf dem Gebiet der Gestaltung von Tischlerarbeit, kann dies durchaus vorkommen. Darüber hinaus werden noch 6 Belobigungen ausgesprochen.

Mitglieder der Jury:

  • Olaf Czosnowski (Olaf Czosnowski, Möbelbau & Entwurf)
    Tischlermeister, langjährige Berufserfahrung als Tischler, z.Zt. selbstständig als Schreiner/Tischler-Meister: Möbelbau / Innenausbau / Objektbau für diverse Künstler / Entwurf.
  • Sabine Röser (Feines in Holz, Sabine Katharina Röser | Wilfried Nissing GbR)
    Archtektur mit Schwerpunkt Stadtplanung -entwicklung in Hamburg Führt mit Ihrem Partner Wilfried Nissing die Schreinerei Feines in Holz und hat mit ihm zusammen das Projekt StadtwaldHolz® entwickelt. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist der Entwurf und die Konzeption von individuellen Möbeln und Serienprodukten.
  • Johannes Niestrath (Konradin Medien GmbH, dds-magazin für möbel und ausbau)
    Tischlermeister, Redakteur beim Fachmagazin dds im Bereich Gestaltung/Konstruktion und Ausbildung. Regelmäßige Juryarbeit im Wettbewerb "die gute form", vorwiegend auf Landes- und Bundesebene.
  • Jennifer Grabe (Handwerkerinnenhaus Köln e.V.)
    Tischlerin, Grundstudium an der Rhein-Sieg-Kunst-Akademie, selbstständig und im Handwerkerinnenhaus tätig. Anleitung des Fortgeschrittenenkurses und eines Kurses für Mädchen.
  • Franz Klein-Wiele (Peter Behrens School of Arts / HS Düsseldorf, Tischlermeister, Leitung der Werkstätten für Modellbau und Prototypen)
    Gestalter im Handwerk, Studium an der Handwerksakademie Münster, Fakultäten Architektur und Design, Träger des Staatspreises Holz NRW-manufactum 2001, Gestalter im Handwerk, Studium an der Handwerksakademie Münster. Teilnahme an diversen Ausstellungen.

Marie-Charlott Stenzel
Schrank

Ausbildungsbetrieb:
Stadt Köln

Begründung der Jury:
Es kommt selten vor, dass sich die Juroren beinahe auf Anhieb einig sind. Aber hier ist es passiert; die Aufteilung von Fläche und Raum, die Auswahl und Zusammenstellung der Materialien am Korpus, die Linienführung, der verdeckte Anschlag der Türen, die unwiderstehliche Eleganz der versetzten Griffmulden, die Farben, die Konsequenz der hinter den Türen fast schon schwebenden Schubkästen, all das ist – ein Wort, dass man nur mit Respekt benutzen sollte – perfekt! Eine kleine offene Frage ist, ob das Thema des Gestells ebenfalls zu dieser Vollendung gebracht werden könnte. Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein ebenso eindeutiges wie verdientes Gewinnerstück.
Wir verbeugen und freuen uns für Marie-Charlott Stenzel.

Laura Kauf
Flurschrank

Ausbildungsbetrieb:
Technische Hochschule Köln

Begründung der Jury:
Kann man ein Sitzkissen aus massivem Holz herstellen? Diese Frage stellt sich unweigerlich bei diesem Stück. Wäre nicht ein Stück Filz obenauf die bessere Lösung gewesen? Aber selbstverständlich ist eine Bank im Flur kein Sofa. Man lässt sich kurz nieder, um beispielsweise die Schuhe anzuziehen, Schlüssel und Portemonnaie einzustecken und dann loszugehen. Und für diese Funktion vermählt dieses Möbel neueste Beschlagstechnik und Materialverarbeitung mit traditioneller, jahrhundertealter Konstruktion. Vielleicht hätten die Materialquerschnitte hier und da noch kleiner sein können. Form und Funktion jedenfalls führen und folgen einander aufs Feinste.
Herzlichen Glückwunsch, Laura Kauf.

Gustav Breidenbach
Stollenregal

Ausbildungsbetrieb:
MANUFACT Tischlerei GmbH

Begründung der Jury:
Modulare Möbel sind stets eine besondere Herausforderung. Für die Entwicklung eines Regalsystems benötigen Produktdesigner in aller Regel Zeiträume, die sich eher in Jahren als in Monaten messen lassen. Daher ist ein solches Unterfangen als Gesellenstück ein Zeugnis von großem Wagemut. Hier haben wir ein Möbel, das die Probleme der Stabilität, Winkelsteifigkeit und Statik mit Eleganz in Farbe, Form und Material angegangen ist; nicht alle Schwierigkeiten sind gelöst, aber ein feines Möbel ist entstanden.
Unsere hohe Anerkennung für Gustav Breidenbach.

Farina Runge
Schrank

Ausbildungsbetrieb:
Tischlerei Matthäus & Busch GmbH

Begründung der Jury:
Ein dunkler Schrank. Vornehm, zurückhaltend, gravitätisch steht er da; unauffällig, könnte man sagen. Und doch kann man nicht daran vorbeigehen, ohne ihn zu öffnen. Und alles, was ihn von außen auszeichnet, setzt sich im Inneren nahtlos fort: Feine handwerkliche Details werden dort sichtbar und man merkt, dass dies ein Aufbewahrungsort für wertvolle Dinge ist. Sie werden dort geschützt und geehrt. Man kann sich fragen, ob der Einlegeboden der zusätzlichen Aussteifung durch eine Leiste wirklich bedurft hätte, aber das ändert nichts daran, dass dieses Möbel ein großer Wurf ist.
Unsere Hochachtung für Farina Runge.

Rodrigo Alexandre Ferreira Melo
Sideboard

Ausbildungsbetrieb:
Stadt Köln

Begründung der Jury:
Hier werden eine Reihe von klassischen Konstruktionen in Massivholz kombiniert mit anderen traditionellen Handwerkstechniken; das Wiener Geflecht kennt man mehr von Stuhlsitzflächen, aber auch als Türfüllung eignet es sich hervorragend. Hinzu kommt eine brillante Idee und Ausführung bei den Griffen und fertig ist ein wunderbares Möbel.
Eine Gratulation an Rodrigo Melo.

Felix Hammacher
Aktenschrank

Ausbildungsbetrieb:
Büchau & Krause GbR

Begründung der Jury:
Furnier nennt man Holz, das in einer Stärke von weniger als 5mm eingeschnitten wird. Möbelfurniere sind in aller Regel kaum einen Millimeter dick. Daher erfordert der Umgang mit diesem Material besondere Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit. Man kann daraus Bilder zusammensetzen, Gegenständliche, oder, wie hier, sehr Abstrakte. Eine hohe Kunst ist es, diese Bilder um die Ecke zu ziehen, noch höher, wenn diese Bilder sowohl um die Ecke gehen, als auch auf der Fläche weiterlaufen. Das ist sehr gelungen.
Glückwunsch an Felix Hammacher.

Anna-Mareike Meier
Tisch

Ausbildungsbetrieb:
Dombauverwaltung Köln

Begründung der Jury:

Alte Materialien einem neuen Gebrauch zuzuführen, nennt man heute gern Upcycling. Man muss aber feststellen, dass dieser Begriff schlicht zu banal ist für – nennen wir es eine Tafel -  aus dem Holz, das Kardinäle und Päpste berührt und bewegt haben, um die Kathedrale der Nation zu betreten. Es ist fast ein bisschen schade, dass man die Herkunft dieser Eiche aus dem alten Windfang des Kölner Doms an dem stabilen, einladenden Tisch kaum mehr erkennen kann. Auf der anderen Seite ist genau das Nachhaltigkeit in Vollendung. So zeitlos das Möbel ist, so sehr passt es in die Zeit.
Herzlichen Glückwunsch, Anna-Mareike Meier.

Ashley Rich
Sideboard hängend

Ausbildungsbetrieb:
Martin Clemens Müller, mcm design

Begründung der Jury:
Man kann mit Materialien experimentieren, sogar so etwas wie Stein selber herstellen, diesen in schmale Form und Linie bringen und damit für einen wahren Hingucker sorgen; dies alles ohne Aufdringlichkeit und außerdem in Verknüpfung mit traditionellen Tonträgern. Heraus kommt ein Möbel mit einer sehr eindeutigen Funktionszuweisung, das außerdem schön anzusehen ist.
Thank you, Ashley Rich.

Joshua Michael Ian Robinson
Schmuckkiste

Ausbildungsbetrieb:
Handwerkskammer zu Köln

Begründung der Jury:
Zu diesem kleinen Juwel fiel einem Juror zunächst ein: “Fine Woodworking”. Und das ist ein bisschen lustig, because that describes perfectly what it is. An extraordinary fine piece of woodworking which marries brass and smoked oak in a way that one could not have done any better. And you made it.
Congratulations, Joshua Robinson.

Caspar Strachwitz
Schrank

Ausbildungsbetrieb:
Janda & Janda

Begründung der Jury:

Wer viel zu verstauen hat, braucht einen großen Schrank. Einen solchen Schrank trotz des benötigten Volumens leicht aussehen zu lassen, beweist ein hohes Einfühlungsvermögen gegenüber dem verwendeten Material. Wenn zu dem hellen, schönen, schlichten und hervorragend zusammengestelltem Furnier auch noch selbst entwickelte Griffe kommen, die sich als elegante Verschlüsse herausstellen, entsteht ein feines Möbel.
Herzlichen Glückwunsch, Caspar Strachwitz.

Moderation


Hauke Schmidt (Bauhandkunstwerk)
Tischlermeister, Holzgestalter, Bauleiter, freiberufl. Ausbilder im Tischlerhandwerk, Lehrlingswart der Tischler-Innung Köln

Organisation


Ingrid Pech
Geschäftsführerin Tischler-Innung Köln

Katarzyna Wawrzaszek
Tischler-Innung Köln